BL13-News 03/24

Die Universitätsgewerkschaft informiert

Wir hoffen, dass Sie diesen außergewöhnlichen Sommer sowie die abschließenden dramatischen letzten Tage gut überstanden haben. Die Bundesleitung 13, kurz BL13, die Vertretung des wissenschaftlichen und künstlerischen Universitätspersonals in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, freut sich, in einer neuen Ausgabe des Newsletters Ihnen folgende Inhalte zu liefern:

  • Eine Zusammenfassung der Inhalte der dritten Auflage des Dialogforums vom 15. Mai 2024 in Salzburg
  • die Positionen der österreichweit antretenden Parteien zu zentralen Fragen der Universitätspolitik
  • die Ansage des Wissenschaftsministers, Höchstbefristungsquoten für das wissenschaftliche Personal einzufordern.
  • Ausführungen zum Thema Lehrkategorien, die im Rahmen einer Schulungsveranstaltung der Gewerkschaft erarbeitet wurden.
  • Hinweis auf eine Veranstaltung der Landesleitung Oberösterreich zum Thema Arbeitsrecht am 14.11.2024 and der JKU Linz.

Das BL13-Redaktionsteam freut sich über Rückmeldungen per eMail an redaktion.bl13symbolgoedpunktat!


Nachlese: Die Kunst von Wissenschaft zu leben: Ist die Uni eine gute Arbeitgeberin?

Dialogforum der BL 13 vom 15. Mai 2024

Das Dialogforum 2024 hat sich einem sehr umfassenden Thema gewidmet. Die Diskussionsbeiträge spiegelten dieses wider.

In zwei Impulsreferaten von Kolleg:innen der Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS) wurden Einblicke in die Personalpolitik an der PLUS gegeben und damit eine Ausgangsbasis gelegt, generelle Probleme in der Umsetzung einer attraktiveren Personalpolitik zu diskutieren.

Die Problematik im Postdoc-Bereich, dass so wenige Stellen mit Perspektiven angeboten werden, war ein Grundsatzthema. Den „Lösungsansatz“, den die PLUS hier seit einigen Jahren verfolgt, hat Irmtraud Kaiser in ihrem Kurzreferat vorgestellt. Sie zeigt auf, dass auch dieser Weg der PLUS negative Auswirkungen auf Motivation sowie Verbundenheit mit der Institution Universität hat. Die Betroffenen betonen, dass dieses Modell das Ziel einer leistungsgerechten Einstufung mit den damit verbundenen finanziellen und arbeitsrechtlichen Konsequenzen nicht erfüllt.

Ein zweites Problemfeld ist die Arbeitssituation der Senior Lecturer. Ulrike Burgstaller, Andreas Paschon und Benjamin Wright haben im Frühjahr dieses Jahres eine umfassende Studie dazu an der PLUS durchgeführt. Die Befunde sind ernüchternd: Es zeigt sich, dass sehr viele Kolleg:innen mit hohem Engagement und voller Überzeugung tätig sind, dass sie aber unter der mangelnden Flexibilität, dem immensen Lehrausmaß ohne wirklichen Entgeltperspektivenleiden. Die Gehälter liegen weit unter der Entlohnung von AHS-Lehrer:innen.

Die anschließende Diskussion machte Ähnlichkeiten mit anderen Standorten deutlich und es sich somit nicht nur um ein lokales Problem handelt. Der Problemkreis der massiv eingeschränkten Karriereperspektiven von Postdocs ist also ein generelles, österreichweites Problem – genauso wie die Attraktivierung der Anstellungen als Senior Lecturers, die an vielen Standorten zentrale Beiträge für die Lehre leisten.

Abschließend wurde ein weiteres heißes Thema behandelt: Die kollegiale Mitbestimmung und deren Ausbau, insbesondere auch in personalrelevanten Bereichen. In einer konzisen Herleitung von Stefan Schön wurde dies dargelegt; Stefan Schön ist stellvertretender Vorsitzender der Bundesleitung 13.

Karriereperspektiven, Attraktivierung der Arbeitsplätzen an den Universitäten, Einsatz für leistungsgerechte Entlohnung und ein ausreichendes Maß an Mitbestimmung – all diese Themen sind im Dialogforum nicht nur zur Sprache gekommen sondern wurden von den Teilnehmenden als zentral relevante Faktoren dafür angesehen, dass Universitäten gute Arbeitgeber:innen werden könnten. Die diskutierten Befunde zeigen auf, dass hier noch einen langen Weg vor uns haben, wozu es noch viele konstruktive Dialoge benötigte.


Wahlkabine Universitätspolitik

Netzwerk Unterbau Wissenschaft

Der 29. September naht!

Wahl- und Parteiprogramme sind bezüglich hochschulpolitischer Anliegen wortkarg bis mehrdeutig. Deshalb hat das Netzwerk Unterbau Wissenschaft, kurz NUWiss, bei den österreichweit antretenden Parteien nach deren hochschulpolitischen Standpunkten gefragt.

Mitte August wurde ein Fragebogen an die Listenverantwortlichen versandte. Rückmeldungen gab es von allen, mal längere, mal kürzere. Die Ergebnisse wurden von einem Redaktionsteam gewissenhaft ausgewertet, die Einschätzungen mit den Parteien quergecheckt und in einem Raster zusammengefasst. NUWiss stellt die Volltextesowie die Zusammenschau allen zur Verfügung: “Wahlkabine Universitätspolitik”: Fragen und Antworten zur Zukunft der österreichischen Universitäten - Netzwerk Unterbau Wissenschaft (nuwiss.at)

Die Rückmeldungen haben Überraschendes aber auch Unerwartetes zutage gefördert und lassen so manche „Bewegung“ in einem neuen Licht erscheinen.

Alle Parteien geben einhellig ein Bekenntnis zu den öffentlichen Universitäten ab. Bei der Definition des öffentlichen Auftrages sind sie sich im Detail uneins. Sie bekennen sich zum Prinzip der forschungsgeleiteten Lehre und lehnen eine Entkoppelung von Forschung und Lehre ab, wobei einige Anstellungsformen wie Senior Lecturer mit Schwerpunkt auf Lehre besonders hervorgehoben haben. (Anm. d. Red: Damit wird auch ausgesagt, dass die "Ausnutzung" billiger Universitätslektor:innen für "ausschließlich Lehre", wie es an manchen Universitäten stattfindet, nicht für gut halten, denn dann kann keine wirkliche Forschung dieser Personen mehr stattfinden.)

Es gibt keine explizite Gegenstimme zur Basisfinanzierung der Universitäten, allerdings präsentieren nur wenige der Parteien Konkretes

Kontroversiell diskutiertwerden Leistungsindikatoren und e der Stellenwert von Rankings.

Die Universitätsautonomie sowie die Partizipation und Kontrolle wird als passend und ausreichend eingeschätzt. Einigefordern grundlegende Änderungen, wie zB die Abschaffung des Kuriensystems. Klare und transparente Karriereoptionen sowie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist ein gemeinsamer Konsens. Die Einschätzungen bezüglich der Dringlichkeit und Art von Veränderungen in der Personalpolitik driften allerdings auseinander. Befristungen, eingeschränkte Umstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten werden von einigen Parteien sehr kritisch gesehen, andere wollen hier nicht zu stark eingreifen und sehen dies als zentrale Managementaufgabe der Rektorate.

Auf Basis dieser Einschätzungen und der zu manchen Themen unscharfen Konturen, die sich daraus ergeben, bleibt es essentiell, weiterhin im Gespräch mit allen Parteien zu bleiben. Der Dialog zu den zentralen Themen wird von uns jetzt und besonders auch nach der Wahl weitergeführt.


Ausblick auf die Leistungsvereinbarungen

BM Polaschek kündigt mehr unbefristete Stellen für Pos-Docs an

Ende August 2024 hat Bundesminister Polaschek mit einer spannenden Ansage aufhorchen lassen, mehr unbefristete Stellen für Postdocs anzuregen: Unis – Polaschek kündigt mehr unbefristete Stellen für Postdocs an (apa.at).

Als Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst, Bundesleitung für das wissenschaftliche und künstlerische Personal, sind wir erfreut über diese Initiative, denn gerade im Postdoc-Bereich zeigt sich evidenzbasiert, dass es hier massiven Handlungsbedarf gibt. Vorschläge für Verbesserungen haben wir schon lang kommuniziert. Bei näherem Hinsehen zeigt sich allerdings, dass diese Initiative auf Stellen im Drittmittelbereich beschränkt ist und global finanzierte Stellen unbeachtet bleiben.

Aus Sicht der Bundesvertretung war und ist nicht schlüssig, dass Personen, die mehrfach erfolgreich Drittmittel eingeworben und sich so selbst finanziert haben, immer wieder nur noch einmal oder gar mehrmals befristet angestellt wurden. Einzelne Universitäten nutzten die Novelle von §109 UG zur Entfristung dieser Mitarbeiter:innen. Die BOKU wurde als positives Beispiel dafür genannt, aber im selben Atemzug von dem geplanten Stellenausbau ausgenommen, da sie bereits die Kennzahl 25 % erreichte. Auch weitere Standorte sind von dieser Initiative ausgenommen. Die Gründe dafür erschließen sich uns nicht.

Es ist unbestritten, Dass manche Universitätsleitungen Anstöße brauchen, um ihre Positionen gegenüber unbefristeten Anstellungen im Postdoc-Bereich zu ändern. Die Option zur Kulturänderung via Leistungsvereinbarung aufzugreifen, ist ein interessanter Schachzug.

Die avisierten 450 unbefristeten Stellen sind diesbezüglich ein wichtiger erster Schritt. Wir recherchieren gerade im Detail, wie die Auswahl der Universitäten und die herangezogenen Kriterien zu verstehen sind. Die bisherig publizierten Informationen bleiben dies schuldig. Für eine Beurteilung dieser „Maßnahme“ wäre auch wichtig zu wissen, wie der Nachweis erfolgt und welche Konsequenzen bei Nichterfüllung “droht“.

Ob und wie die Universitäten darauf reagieren und welche konkreten Regelungen sich dann Ende des Jahres in den einzelnen Leistungsvereinbarungen wiederfinden werden, bleibt spannend. Wir bleiben auf alle Fälle am Ball und freuen uns auf Rückmeldungen von einzelnen Standorten.

Als Nachlese dazu verweisen wir auf eine Ende August veröffentlichte Stellungnahme des österreichweiten Netzwerks Unterbau: http://uni-wien-unterbau.at/wp-content/uploads/2024/08/Presseaussendung_Unbefristete-Stellen_29.8.2024.pdf


Der Umgang mit Lehrkategorien

Interessante Interpretationen des Kollektivvertrages

Forschungs- und kunstgeleitete Lehre erzeugt notwendigerweise unterschiedliche Typen von Lehrveranstaltungen.

Diese werden in verschiedenste LV-Kategorien abgebildet, die in weiterer Folge unterschiedliche Entlohnung bewirken, für viele oft nicht nachvollziehbar. Eine LV-Kategorisierung ist auch im Kollektivvertrag vorgesehen. Begründet wird es damit, dass damit nach dem für die LV verbundenen Aufwand differenziert werden könne.

Wegen immer wiederkehrenden Problemen bei der Auslegung des vorgegebenen Regelwerks hat die Bundesleitung 13 Professor Walter Pfeil im Mai 2024 eingeladen, diesen Problemkreis in einem fundierten Vortrag näher zu beleuchten.


Hinweise auf eine lokale Veranstaltung

Lunch Lecture "Kettenverträge und das Arbeitsrecht"

Lunch Lecture mit Walter Pfeil zum Thema Kettenvertäge und das Arbeitsrecht an Universitäten an der JKU Linz am Donnerstag, den 14. November 2024 um 12 Uhr.

Die Veranstaltung wird organisiert von GÖD Oberösterreich Landesleitung 13 und dem NuWiss Unterbau Linz in Kooperation mit dem BRwiss der JKU und BRwkP der Kunstuniversität Linz. Zu Beginn der Veranstaltung werden Lunch Pakete verteilt.

Walter Pfeil ist emeritierter Universitätsprofessor für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Salzburg. Er ist ein profunder Kenner des Universitätsgesetzes und des Universitäts-KVs. Im Rahmen seines Vortrags  wird er einen Streifzug durch das UG und den KV machen und die Kettenvertragsregelung ebenso behandeln wie auch zB Arbeitszeitregelungen. 

Abschließend wird es Gelegenheit geben, weitere arbeitsrechtliche Probleme in einer Diskussion mit den Zuhörer*innen zu vertiefen.

Datum: Do, 14.11.2024
Uhrzeit: von 12:00 bis 13.:30 Uhr
Ort: JKU Linz, Hörsaal 3 Keplergebäude